Teil unseres Wunsches nach Bedeutsamkeit ist, dass das, was wir tun, eine Wirkung auf die Welt um uns herum hat. Wir wollen also etwas bewegen oder bewirken – egal wie klein oder groß dieses Etwas ist. Wir müssen also nicht gleich im Sinne einer großen Vision (oder ‚Purpose‘) die ganze Welt retten. Aber wir möchten schon, wenn wir uns für etwas einsetzen, dass dabei auch irgendetwas herauskommt.
,Aber wieso braucht es Selbstwirksamkeit, damit wir etwas bewegen, uns entfalten und einen Unterschied machen können?
Zunächst steckt das Wort „wirksam“ ja bereits in „Selbstwirksamkeit“. Der eigentliche Kern, um den es hier gehen soll, liegt also im Wort „Selbst“ – und damit um unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein. Mit anderen Worten geht es um die Wahrnehmung der Wirkung und inwiefern wir uns diese selbst zuschreiben. Deswegen spricht man ja auch davon „etwas zu bewirken“. Wenn wir als etwas tun oder uns für etwas engagieren, ziehen wir psychologisch betrachtet nur dann einen Nutzen daraus, wenn wir nicht nur feststellen, dass es eine Wirkung in Bezug auf einen anderen Menschen oder ein Vorhaben hat, sondern wenn uns auch bewusst (!) wird, dass wir diesen selbst bewirkt haben. Nur in diesem Fall können wir Selbstwirksamkeit erleben.
Egal, ob die Präsentation so gut gelaufen ist, weil Du sie so gut vorbereitet hast. Oder, dass Deine Oma sich so unglaublich gefreut hat, weil Du Dir extra viel Zeit für sie genommen hast. Oder, dass die Kinder alle super Klassenarbeiten geschrieben haben, weil Dein Unterricht so gut war. Oder, dass ihr rechtzeitig angekommen seid, weil Du die Reise so gut geplant hattest. All diese Dinge sind nicht einfach so passiert, sondern weil Du getan hast, was Du getan hast. Das ist Selbstwirksamkeit. Und es ist sehr wichtig sich dieser Zusammenhänge – oder technokratisch Ursache-Wirkungs-Beziehungen – bewusst zu sein.
Ein kleine Randnotiz: Das gilt natürlich nicht nur im positiven Fall, sondern – vielleicht noch mehr – wenn man ggf. auch unbeabsichtigt etwas tut, was vielleicht negative Auswirkungen auf andere hat. In diesem Fall ist es genauso wichtig, sich der Wirkung des eigenen Tuns bewusst zu sein – nicht zuletzt im Sinne angemessener Kritikfähigkeit.
Aber zurück dazu, warum wahrgenommene Selbstwirksamkeit so wichtig ist, damit wir uns als Individuen entfalten können. Denn ohne Selbstwirksamkeit ist Selbstentfaltung quasi gar nicht möglich. Wenn wir nicht das Gefühl haben Einfluß auf die Erreichung unserer Ziele zu haben, wäre ja jedes Bemühen reiner Zufall und ggf. vergebens. Und das würde sich direkt wieder auf unsere Fähigkeit zu optimistischem, in die Zukunft gerichteten Denken sowie unsere Motivation und Energie auswirken. Es ist also immens wichtig, dass wir einen klaren Zusammenhang zwischen unserem Einsatz für etwas und dem erzielten Ergebnis feststellen können. Denn sonst hätten wir ja gar keinen unmittelbaren Einfluß.
In dem Maße in dem wir merken, dass es sich lohnt für die eigenen Vorhaben und Ziele einzusetzen, erleben wir also unsere Selbstwirksamkeit – und können uns in dem wir diese Ziele erreichen oder ihnen näher kommen, immer mehr selbst entfalten. Das nehmen wir in der Regel als sehr befriedigend wahr – weil uns bewusst ist, dass es sich nicht um einen Zufall handelt, sondern dass wir es selbst bewirkt haben.
Und warum sind Selbstwirksamkeit und Entfaltung wichtig für die Ausbildung von Resilienz?
Wenn wir gestresst sind, Ängste haben oder uns in einer Krise befinden, nehmen wir das in der Regel als einen Kontrollverlust wahr – wir sind in zunehmendem Maße nicht mehr Herr oder Frau der Lage. Damit einhergehend stellen wir implizit auch immer unsere Selbstwirksamkeit in Frage. Wir sind oft so selbsthypnotisiert (wie das sprichwörtliche Reh im Scheinwerferlicht), dass wir nicht nur nicht wissen, was wir machen sollen, sondern auch noch zusehends den Glauben daran verlieren, überhaupt selbst etwas bewegen und zum Positiven verändern zu können. Aber das stimmt natürlich überhaupt nicht. Wir können es nur nicht sehen, denn unser Stress, unsere Ängste und Verzweiflung machen uns quasi temporär „blind“.
Umso wichtiger ist es, für die eigene Resilienzfähigkeit, sich im Auge des Sturms daran zu erinnern, dass man sehr wohl in der Lage ist etwas zum Positiven zu verändern – oft ist man selber sogar die einzige Person, die das überhaupt kann. Dabei gilt oft „Du musst es selbst tun, aber nicht allein.“ In einer solchen Situation ist es also entscheidend, sich an seine eigene Selbstwirksamkeit zu erinnern – und gleichzeitig, dass man jegliche Unterstützung dabei annehmen und entsprechend andere um Hilfe bitten sollte. In einer Krise ist die Bewusstheit für die eigene Selbstwirksamkeit also die Bedingung und der erste Schritt überhaupt, um eben diese wieder zu erlangen – und gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen. Weil man erlebt, dass man sich sprichwörtlich „am eigenen Schweif aus dem Sumpf ziehen kann.“