„Consciousness is the beginning of everything“
Auf RSLNC.com haben wir bereits in vielen Beiträgen darauf hingewiesen, wie wichtig Bewusstheit für ein bewusst gelebtes Leben ist. Dafür ist es notwendig, überhaupt erst einmal Bewusstheit zu entwickeln ( das „Hinschauen“), und auf dieser Basis auch unsere Entscheidungen bewusst zu fällen und umzusetzen (das „Tun“). Mehr zu diesem Thema findest Du unter anderem hier.
Aber wie immer im Leben, hat alles eine Licht- und eine Schattenseite. Oder anders ausgedrückt, auch unser Bewusstsein kann uns manchmal täuschen. Und wir sollten dieser Illusion mit Bewusstheit bzw. regelmäßiger Überprüfung begegnen. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte ‚Frequency Illusion‘. Sie stellt quasi eine „milde“ Form der Selbsthypnose dar, bei der uns unser Bewusstsein eine Wahrnehmung jenseits der tatsächlichen Realität vorgaukelt.
Aber was genau ist die ‚Frequency Illusion‘? Warum ist die Kenntnis dieses Phänomens für unsere psychologische Gesundheit wichtig? Und, wichtiger noch, wie können wir ihr begegnen und sie bestenfalls wieder auflösen?
Der Begriff ‚Frequency Illusion‘ wurde 2005 durch den Stanford–Professor Arnold Zwicky geprägt und geht auf einen Eintrag in einem Onlineforum zurück, bei dem der Effekt zunächst unter dem Namen ‚Baader-Meinhof-Phänomen‚ beschrieben wurde. Bei diesem Phänomen handelt es sich um eine kognitive Verzerrung mit der Tendenz, etwas vermeintlich häufiger zu bemerken, nachdem es das erste Mal ins Bewusstsein geraten ist. In der Folge führt dies dazu zu glauben, dass das Betreffende auf einmal häufiger auftritt als vorher. Diese Illusion kann sich auf eine Information/Aussage, einen Reiz oder auch ein Objekt beziehen, und auf allen Sinnesebenen stattfinden.
Ein einfaches Beispiel hierfür wäre: Man liest, dass immer mehr rote Autos zugelassen werden, oder sieht, dass sich ein Nachbar zur eigenen Überraschung ein rotes Auto gekauft hat, und plötzlich sieht man überall rote Autos. Oder man nimmt zum ersten Mal ein Lied bewusst war, und meint plötzlich, dass es andauernd überall gespielt wird.
Dies sind natürlich erst einmal harmlose Beispiele. Genauso gut könnte aber auch das angestarrt werden durch eine Person im Bus dazu führen, dass man das Gefühl hat, plötzlich überall angestarrt zu werden. Oder, dass ein verschimmeltes Gemüse im Kühlschrank dazu führt, dass man überall verschimmeltes Obst oder Gemüse wahrnimmt. Oder, dass einem eine Spinne in den Ärmel krabbelt, und man plötzlich überall Spinnen vermutet.
Aber was hat das Ganze und die ‚Frequency Illusion‘ mit Resilienz zu tun? Und wie sollte man mit einem „plötzlichen“ vermehrten Auftreten bestimmter Phänomene oder Beobachtungen umgehen?
Die zuletzt genannten Beispiele machen schnell deutlich, dass die ‚Frequency Illusion‘ auch ein Grund bzw. Auslöser von Stress, Ängsten oder sogar Phobien sein bzw. dabei eine wichtige Rolle spielen kann. Bezieht sich diese Illusion auf ein Negativerlebnis, führt dies oft zu einer sich sehr schnell beschleunigenden und intensivierenden Form der Selbsthypnose, die Stress und Ängste verstärkt und sogar Phobien auslösen kann.
Im Sinne der persönlichen Resilienz ist es daher wichtig, jedes Auftreten der ‚Frequency Illusion‘ möglichst schnell zu hinterfragen. Mit anderen Worten, wenn wir das Gefühl haben, dass ein Stressor, den wir ggf. bisher gar nicht wahrgenommen haben, plötzlich vermehrt auftritt und uns zusehends zu schaffen macht, sollten wir überprüfen, ob dieses Phänomen tatsächlich häufiger auftritt, oder ob uns unser Bewusstsein hier nur in die Irre führt.
Das können wir zunächst für uns allein in Selbstreflexion machen. Noch besser ist es allerdings unser Umfeld einzubeziehen und zum Beispiel Familienmitglieder, Freunde oder Kollegen zu fragen: „Ich habe das Gefühl, dass … Wie nimmst Du das wahr?“ Denn natürlich neigen wir dazu, uns unsere Wahrnehmung erst einmal zu bestätigen, denn wir gehen ja davon aus, dass das, was wir wahrnehmen auch die „Wahrheit“ ist (siehe hierzu auch ‚Radikaler Konstruktivismus‘). Insofern ist das Feedback anderer ein wichtiges Element, um unsere ‚Frequency Illusion‘ wieder aufzulösen.
Im Ergebnis nehmen wir so eine ‚Rekalibrierung‘ vor, die uns zeigt, ob eine spezifische Wahrnehmung tatsächlich ein Problem darstellt, oder ob es sich dabei „nur“ um eine Einbildung handelt. Und das hat natürlich unmittelbare Auswirkungen auf unsere Resilienz.