Es gibt Momente, da erscheint uns ein optimistischer Blick nach vorne und der Glaube daran, dass „es wieder besser wird“, fast unmöglich.
Wie gelingt es uns also in einer gefühlt aussichtslosen Situation neuen Mut zu fassen und positiv in die Zukunft zu schauen? Und was hat Akzeptanz damit zu tun?
Das interessante an Momenten des Unwohlseins durch Stress, Ängste, etc. ist, dass wir uns in der Regel versuchen, gegen diese Gefühle zu wehren. Wir wollen uns nicht schlecht fühlen und diese Gefühle möglichst schnell wieder loswerden. Das heisst, wir kämpfen in der Regel auf verschiedene Arten dagegen an.
Das Problem ist allerdings, dass dies eigentlich nur dazu führt, dass wir uns selber diesem Gefühl aussetzen und in ihm verharren. Den wir können diese negativen Gefühle nicht besiegen. Und wir werden sie vor allem nicht los, in dem wir versuchen sie einfach „auszusperren“ bzw. zu „ignorieren“. Stattdessen wird man immer tiefer in die negativen Gefühle hineingezogen.
Das ist in etwa so, als ob man in einem Boot sitzt und plötzlich merkt, dass Wasser in das Boot eindringt. Man ist gestresst, bekommt Angst und fängt vielleicht auch an zu paniken. Wenn man jetzt einfach wie verrückt versucht Wasser aus dem Boot zu schöpfen, wird man irgendwann so erschöpft sein, dass man zwangsläufig untergeht. Wenn man stattdessen aber erst einmal innehält, für sich akzeptiert, dass man in einer schwierigen Situation ist und überlegt, woher das Wasser kommt und wie man das Leck ggf. schließen kann, hat man eine Chance, diese Krisensituation zu überstehen und vielleicht sogar gestärkt daraus hervorzugehen.Mit negativen Gefühlen ist es eigentlich genau das gleiche: Anstatt sich gegen diese Gefühle zu wehren und sie zu verdrängen zu versuchen, sollte man ganz genau hinschauen (siehe auch Bewusstheit), verstehen zu versuchen woher dieses Gefühl kommt, es einladen und als zu sich zugehörig zu verstehen.
Das klingt natürlich erst einmal abstrakt, aber man kann es sich folgendermaßen vorstellen: Da klingelt also die Angst an der Tür. Man öffnet die Tür, erkennt die Angst und versucht die Tür möglichst schnell wieder zu schließen, damit die Angst auf keinen Fall in die eigenen vier Wände kommen kann – was aber meistens nicht gelingt, weil sie schon irgendwie reingeschlüpft ist und sich jetzt überall breit macht. Stattdessen, sollte man die Angst hereinbitten, ihr einen Platz auf dem Sofa anbieten und fragen: „Was führt Dich eigentlich hierher? Warum bist Du gekommen? Und, was willst Du von mir?“ Mit anderen Worten, man sollte sich so einen Stress oder eine Angst ganz genau anschauen. Und wie ein Kommissar herausfinden, warum sie eigentlich gekommen ist und welche Funktion sie hat. Das kann man aber nur, wenn man sie „willkommen heisst“ – und nicht, wenn man ihr die Tür vor der Nase zuschlägt.In einem übertragenden Sinne geht es also darum, dieses negative Gefühl als einen natürlichen Teil eines selbst zu verstehen und auch seine Existenz als etwas vollkommen ’normales‘ zu begreifen. Immerhin ist es ganz selbstverständlich, dass wir in bestimmten Situationen gestresst sin, Angst haben, etc. Und in dem Maße, wie wir uns selbst erlauben die diese negativen Gefühle als selbstverständliche Teile von uns zu begreifen, verlieren sie ihre Kraft uns zu bedrohen. Und indem wir das tun, können wir diese Gefühle als etwas ganz normales und selbstverständliches akzeptieren und ihre Ursachen „erforschen“. Mit anderen Worten, wir akzeptieren, wie es gerade in diesem Moment ist.
Auf dieser Basis – wenn man versteht warum man gestresst ist oder Angst hat – ist es dann viel einfacher, zu überlegen und/oder in sich hineinzustürzen, was man tun könnte/sollte/müsste, um aus diesem Zustand wieder herauszukommen. Und vor allem, das man dies selbst beeinflussen bzw. erreichen kann (siehe auch Selbstwirksamkeit). Dies führt fast automatisch dazu, dass man neue Hoffnung in dieser ggf. zunächst als ausweglos empfundenen Situation verspürt. Und der Optimismus zurückkehrt.
Oder anders ausgedrückt: Ohne die Akzeptanz des Status Quo sind Hoffnung und Optimismus gar nicht möglich.
Und falls dieser Satz für Dich/Sie jetzt immer noch ziemlich komisch klingt, sei noch eine wichtige Differenzierung hinzugefügt: Akzeptanz heisst nicht, dass man einen Zustand grundsätzlich gut oder in Ordnung findet. Nein, Akzeptanz heisst lediglich, das es in Ordnung ist, dass es im Moment so ist. Was aber nicht heisst, dass man daran etwas ändern will und auch kann. Das ist der wesentliche Unterschied.
Und warum sind Akzeptanz und Optimismus wichtig für die Ausbildung von Resilienz?
Da es bei Resilienz im Kern um unsere emotionale Widerstandsfähigkeit geht – also wie es uns gelingt mit Stress, Störungen und Krisen erfolgreich umzugehen – ist es wichtig, den Umstand, dass es gerade eine Krise, ein Problem oder Ängste gibt, überhaupt erst einmal zu akzeptieren. Denn all das gehört genauso zu uns und unserem Leben, wie die Momente, die wir als erfüllend wahrnehmen und in denen wir uns glücklich fühlen.
Wenn wir das tun, und die Erfahrung machen, dass akzeptieren nichts mit Ohnmacht und Ausgeliefertsein zu tun hat, sondern dass Akzeptanz nur der erste Schritt dazu ist, wieder in die Selbstwirksamkeit zu gelangen und an der momentanen Situation etwas verändern zu wollen und zu können, ist das der erste Schritt zu einer optimistischen Sicht auf die eigene Zukunft. Oder wie man so schön sagt: „Wir sind immer unseres eigenen Glückes Schmied“.