Bist Du gerade gestresst? Hast Du gerade vor etwas Angst? Oder panikst Du sogar?
Dann solltest Du zu aller erst einmal aus dieser Situation herausgehen und versuchen herausfinden, was hier eigentlich gerade los ist!
Am besten verlässt Du dafür den Ort des Geschehens und suchst Dir einen ruhigen Ort. Bist Du an einem öffentlichen Ort, dann reicht es vielleicht schon, um die nächste Ecke zu biegen. Sitzt Du in einem Meeting mit anderen Menschen, kann das im Notfall auch die Toilette sein.
Setz Dich am besten hin und atme erst mal tief durch und versuche Dich ein bisschen zu erden. Dabei können Dich diese Übungen unterstützen:
Wenn Du dadurch wieder ein bisschen zu Dir gekommen bist und Dich ein wenig entspannt hast, solltest Du Dich ganz bewusst mit der Situation, aus der Du gerade herausgegangen bist, auseinandersetzen und dafür in Dich hineinhorchen UND hineinfühlen.
1. Bewusstheit
Es geht also um Bewusstheit oder auch Selbstbewusstsein – und es ist doch interessant, dass wir mit dem Begriff Selbstbewusstsein umgangssprachlich eine Form der inneren Stärke verbinden, obwohl dieser Begriff semantisch lediglich bedeutet, dass wir uns unserer Selbst bewusst sind. Das ist aber auch gar kein Wunder, denn umso mehr wir wirklich bei uns selbst sind und bleiben, umso besser können wir mit einer Herausforderung oder Störung von außen umgehen!
Aber zurück zum Herstellen von Bewusstheit! Dafür ist es hilfreich, sich zunächst selbst einige Fragen zu beantworten:
- Was erlebe ich hier gerade? Und wie erkläre ich mir das?
- Was genau ist es es eigentlich, was mich hier gerade stresst? Wovor habe ich ggf. Angst? Und wie wahrscheinlich ist es, dass meine Befürchtungen tatsächlich eintreten?
- Wie fühle ich mich gerade? Und wie bewerte ich diese Gefühle, oder das ich in dieser Situation stecke? Wie rede ich innerlich mit mir (z.B. „Jetzt ist mir das schon wieder passiert“)?
- Wie erlebe ich meinen Körper? Wie atme ich? Ist mir warm oder kalt? Wie ist meine Körperhaltung? Wie fühlt sich das alles im Bauch an?
2. Empathie
Ist darüber hinaus eine weitere Person oder sogar eine Gruppe in die Situation involviert – z.B. Dein Partner oder Chef, oder Dein Team bei der Arbeit – solltest Du darüber hinaus auch Deine emphatischen Fähigkeiten nutzen und in Deine Reflexion einbeziehen. Hierbei können Dir die folgenden Fragen helfen:
- Wie glaubst Du erleben der/die andere(n) diese Situation? Wie geht es ihm/ihr/ihnen damit? Was denken und fühlen sie?
- Wie verhält sich die andere Person bzw. die Personen? Und wie erklärst Du Dir das?
- Welche Gründe, Interessen oder Bedürfnisse vermutest Du für das, was gesagt oder getan wurde?
- Wie fühlt sich der/die andere(n) dabei?
Natürlich kannst Du nicht in die andere(n) Person(en) hineinschauen, aber vertrau einfach Deiner Intuition. Dann liegst Du wahrscheinlich gar nicht so falsch, mit dem, was Du vermutest.
Wenn Du das ganz offen tust, solltest Du sehr schnell ein gutes Gefühl dafür bekommen, was Dich hier gerade stresst oder ängstigt – und was Dir helfen würde, Dich wieder zu erden bzw. zu entspannen.
Probier es einfach mal aus!
P.S.: Natürlich kann man nicht aus jeder Situation herausgehen und auch nicht während eines Meetings ewig auf der Toilette bleiben. Deshalb macht es Sinn, die obige Übung noch einmal mit etwas Abstand zu wiederholen. Zum Beispiel abends, als Abschluss des Tages. Vielen Menschen hilft es dabei auch, die Antworten aufzuschreiben und hinterher oder ein paar Tage später noch einmal durchzulesen. Denn Zeitdruck ist natürlich beim erden und Stress abbauen eher hinderlich, als förderlich. Außerdem hilft der zeitliche (und oft auch emotionale) Abstand dabei, wirklich bei sich selbst zu sein und alle Fragen in Ruhe für sich zu beantworten.
Viele Menschen versuchen allerdings genau das Gegenteil davon: Kaum scheint die Situation halbwegs überstanden, versucht man wieder zur „Normalität“ überzugehen und den belastenden Moment möglichst schnell zu vergessen und zu verdrängen. Das fühlt sich vordergründig besser an, führt aber natürlich dazu, dass sich rein gar nichts verändert und dass man die gleiche Situation beim nächsten mal als genauso schlimm, oder sogar schlimmer erlebt.
Um die eigene Resilienz zu steigern, sollte man sich also ausreichend Zeit dafür nehmen, eine herausfordernde Situation wirklich durch Bewusstheit und Empathie zu „verstehen“ und darauf basierend Ideen zu entwickeln, was man beim nächsten mal anders machen könnte, um souveräner damit umzugehen.