Was ist eigentlich wie? Und gibt es so etwas wie Wahrheit oder Wirklichkeit? Ist das, was Du wahrnimmst und wie Du die Welt siehst, für andere auch so?
Die Beantwortung dieser Fragen lässt es sinnvoll erscheinen, einen kleinen Ausflug in den radikalen Konstruktivismus zu machen. Hierbei handelt es sich um ein Konzept, das vor allem zwei Dinge erklärt, die uns im täglichen Leben immer wieder Probleme bereiten:
- Sind die Dinge wirklich so, wie wir sie wahrnehmen?
- Und nimmt meine Umwelt sie genauso war, wie ich es tue?
Wenn man beide Fragen mit ja beantworten würde, gäbe es eine einzige verbindliche Wahrheit und alle Menschen würden diese erkennen – man könnte ihnen also direkt einen bösen Willen unterstellen, wenn sie etwas anderes behaupten würden.
In der Realität lautet die Antwort auf beide Fragen aber nein – und das verursacht einen Großteil der (zwischenmenschlichen) Probleme in unserem Leben.
Als Menschen konstruieren wir unsere Wirklichkeit in jeder Sekunde neu. Wir geben dabei allem eine Bedeutung, die geprägt ist von unserem Erleben und unseren Erfahrungen. Das ist zunächst erst einmal ein radikaler Gedanke, der verwirren kann. Denn unser Erleben fühlt sich in den meisten Fällen ganz anders an. Wir denken: „Natürlich muss das alles so sein, wie ich es wahrnehme.“ Aber lässt man den Gedanken zu, dass „Wahrheit nur dass ist, worauf sich zwei oder mehr Menschen einigen können“, ist das ungemein befreiend.
Denn wenn wir davon ausgehen, dass wir alle unsere Wirklichkeit in jeder Sekunde aufgrund unserer individuellen Wahrnehmung neu konstruieren, löst das zwei sehr wichtige zwischenmenschliche Probleme:
- Es erklärt, warum jemand anderes – unser Partner, unsere Kinder, unser Chef, unsere Kollegen, Freunde, etc. – etwas vollkommen anderes wahrnimmt und sich dieses auch anders erklärt, obwohl man zusammen gerade das „selbe“ erlebt (hat). Die Chance, dass wir genau das gleiche erleben, ist also äußerst gering.
- Entsprechende Unterschiedliche Wahrnehmungen, Wirklichkeiten und vermeintliche Wahrheiten sind also ganz normal – und eher die Regel, als die Ausnahme. Wir müssen also Unterschiede nicht persönlich nehmen, oder gar als Angriff werten.
Neben diesen Vorteilen für das zwischenmenschliche Verständnis gibt es aber noch einen weiteren großen Vorteil, der unmittelbar mit der Ausprägung von Resilienz zu tun hat.
Denn wenn wir unsere Realität in jeder Sekunde neu konstruieren, bedeutet das auch, dass empfundener Stress oder wahrgenommene Ängste „selbst konstruiert“ sind.
Für uns fühlt sich das natürlich anders an. Wir fühlen uns diesen Empfindungen in der Regel ausgeliefert und haben das Gefühl, nichts dagegen tun zu können. Tatsächlich ist es aber so, dass wir uns mit unseren Ängsten quasi selber hypnotisieren – deswegen spricht man hier von „Selbsthypnose“. Ein anschauliches Beispiel dafür ist zum Beispiel „Prüfungsangst“ vor einer wichtigen Klausur oder Präsentation. Wir haben zwar wochenlang gelernt und uns intensiv vorbereitet, aber trotzdem paniken wir am Tag vor dem Ereignis, können nicht einschlafen, liegen die halbe Nacht wach und glauben, dass wir durchfallen werden. Das ist ein klassisches Beispiel für einen selbst verursachten Tunnel, in den wir uns selbst hinein hypnotisiert haben. Niemand anderes, nur wir allein.
Und in dem Maße, wie wir realisieren und akzeptieren, dass dieser Tunnel selbst gebaut ist und wir uns einfach nur selber hypnotisiert haben, können wir diese Selbsthypnose wieder auflösen und diesen Zustand selbst verlassen. Und im selben Maße erleben wir unsere Selbstwirksamkeit und das wir buchstäblich „unseres eigenen Glückes Schmied sind“ – und, dass das gar nichts mit Glück, sondern vor allem mit Bewusstheit und Selbstwirksamkeit zu tun hat.
Wie es Dir am besten gelingt Deine Selbsthypnose aufzulösen bzw. zu verändern (Re-Framing), lernst Du hier: